Am Petrikirchhof 1
23552 Lübeck
Birgit Jensen / Kai Rheineck
kuratiert von Valentin Rothmaler
Eröffnung Sonntag, 31.07.2011 / 17.00 Uhr
Finissage Samstag, 27.08.2011 / 21.00 Uhr
Zu den Bildern von Birgit Jensen:
Valentin Rothmaler
Der Ararat, Helgoland, die Felsenstadt Petra und das Logo der Filmproduktionsfirma Paramount sind Wahrzeichen der globalen Kultur. Sie sind Identität stiftende Kulturgüter und Industriedenkmäler und sind damit fest im kollektiven Gedächtnis verankert. Solche Monumente verblassen oft hinter ihrer Bedeutung, ihrer Symbolkraft oder ihrem Kultstatus. Unsere Erfahrungen mit ihnen sammeln wir heute nur noch zu einem Bruchteil in der primär sichtbaren und sinnlich erlebbaren Welt. In zunehmendem Maße wird die Umwelt mit all ihren Ausformungen durch Medien vermittelt. Viele unserer Kenntnisse stammen von Gehörtem oder Gelesenem. Wir sehen Abbildungen in Büchern oder Zeitschriften, wir lernen Orte kennen in Filmen, auf Fotos im Internet oder durch die Werbung.
So werden auch in den Bildern von Birgit Jensen die seit Jahrhunderten kaum veränderten Sujets nicht 1:1 vermittelt. Sie sind in eine artifizielle Bildsprache übersetzt. Sie beschreiben Orte, die mit Bedeutung und Geschichte beladen sind - Berg, Tempel, Mauer und Bergwerk. Aus dem Kirchenraum sind diese deutlich zu erkennen. Sie gewinnen mit zunehmender Distanz des Betrachters an Dreidimensionalität. Aus der Nähe betrachtet verwandeln sie sich in Muster von zweidimensionalen Zeichen. Das gegenständliche Schein-Bild löst sich auf. Die Nahsicht zeigt eine Fülle unterschiedlich geformter Rasterpunkte - Mikroformen, von denen jede eine durch den malerischen Gestus bedingte individuelle Erscheinung aufweist. Die zur Abstraktion geschrumpfte räumliche Welt kommt erst in der Erinnerung wieder empor.
Die „Wahrzeichen“ von bekannten Orten der globalen Kultur werden in den Bildern von Birgit Jensen in gleichem Maße sichtbar gemacht wie zur Auflösung gebracht. Das Augenmerk vom Was des monumentalen Bildmotivs verschiebt sich mit der Zeit hin zum Wie der Bilder, weg vom identifizierenden Wiedererkennen hin zur bewußten Bildbetrachtung. Die Unterwanderung des erkennenden Sehens mündet ein in das Selbsterkennen des Sehens.
Siehe auch: http://www.kairheineck.de/arbeitenausstellungen/2011/scenic/
Fotos: Kai Rheineck, Birgit Jensen