Kunstraum PEENETRANZ
KÜNSTLER GUT LOITZ e.V.
Drosedower Straße 3
17121 Loitz an der Peene
„The Netzing“ – so lautet der Name einer Ausstellung von Birgit Jensen (zusammen mit Jochen Saueracker). Immer wieder taucht das Motiv des Netzes, der Verzweigung und der Beziehung in den vielfältigen Arbeitsbereichen der Düsseldorfer Künstlerin auf, sei es Malerei, Siebdruck oder Kunst am Bau.
In ihrem Projekt „Flugblätter“ wird das Netz zu einer künstlerisch-kommunikativen Dialogform, deren Fäden sich zwischen weltweit lokal und mental positionierten KünstlerInnen spinnen. Ausgangspunkt ist die Frage Jensens an sie „wie sie zu der Welt stehen“ ( B. J.) mit ihren aktuellen rasanten Veränderungen in den globalen gesellschaftlichen Abläufen, mit ihren Spannungen und Konflikten.
Birgit Jensen hat im Zuge ihres Gastaufenthaltes in dem Kunstverein „Künstler Gut Loitz“ weit mehr als hundert befreundete Kolleginnen und Kollegen eingeladen, sich mit einer künstlerischen Arbeit und/oder einem Text diesen brennenden Fragen zuzuwenden und damit ihre jeweilige Intention zu dem Kontext von philosophischen, politischen, sozialen und ökologischen Faktoren in Beziehung zu setzen. Hundertdreißig von ihnen haben die Einladung angenommen und spannende Beiträge nach Loitz gesendet, die in der von Birgit Jensen kuratierten und als Installation von ihr präsentierten Ausstellung zu sehen sind.
In einem Jahr, in dem der Kunsttourismus sich zwischen den Events von Athen, Kassel, Venedig und Münster erströmt, möchte Birgit Jensen mit der Ausstellung „Flugblätter“ einen inhaltlichen Akzent setzen. Für die Zeit dieser Ausstellung wird die vorpommersche Kleinstadt Loitz an der Peene zu ihrem 775. Geburtstag gleichsam zur Spinne im internationalen Netz der Kunst.
Barbara Camilla Tucholski
Presseinfo:
Der Kunstverein Künstler Gut Loitz zeigt vom 20. August bis zum 30. September 2017 die Ausstellung FLUGBLÄTTER Athen – Kassel – Venedig – Münster – Loitz der Düsseldorfer Künstlerin Birgit Jensen (* 1957). Sie konzipierte die Schau während ihres dreiwöchigen Aufenthalts im Gastatelier des Kunstvereins. Die Schau ist das Ergebnis eines Vernetzungsprojekts, wie es Jensen öfter in Düsseldorf realisiert hat. Für FLUGBLÄTTER konnte sie 130 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus aller Welt gewinnen, darunter Alexander Roob, Pia Fries, Glen Rubsamen, Bruno Jakob, Christian Megert, Carmengloria Morales, Helmut Schweizer, Yuji Takeoka und Shirley Wegner.
Ausgangspunkt der von Jensen genutzten künstlerisch-kommunikativen Dialogform war eine Frage an ihr persönliches Netzwerk. Wie würden Ihre Kollegen mit den rasanten Veränderungen in einer globalen Welt als Künstler und Künstlerinnen umgehen? Wie würden sie sich zu den - sich jeweils lokal unterschiedlich auswirkenden - Umbrüchen positionieren? Sie bat jeweils um eine Bild- und eine Textdatei, die sie ausdrucken und zu einer Installation arrangieren würde.
Unter den Einsendungen waren Abbildungen von Comic-Zeichnungen, von ungegenständlicher Kunst, von Gemälden, konzeptuellen Arbeiten und Videos. „Jede Antwort enthält einen anderen Aspekt unserer Gegenwart“, sagt Jensen. Sie sei überrascht gewesen, wie breit gefächert die Äußerungen seien. „Jeder der 130 Künstler und Künstlerinnen spricht einen anderen künstlerischen, philosophischen, sozialen, politischen oder ökologischen Aspekt an. Es zeigt sich, dass das künstlerische Denken und das bildnerische Handeln seine Wurzel in einer jeweils sehr spezifischen gesellschaftlichen Erfahrung hat.“
Bewusst schuf Birgit Jensen an der Peripherie der globalen Kunstwelt einen Gegenpol zu den diesjährigen Großausstellungen in Athen, Kassel, Venedig und Münster. Bei minimalem Aufwand erzeugt sie maximale Vielstimmigkeit. Über die Hälfte der Teilnehmer kommen nicht aus Deutschland, sondern aus 32 anderen Ländern von unterschiedlichen Kontinenten, aus Österreich, der Schweiz, Frankreich, der Niederlande, UK, aus Irland, Kroatien, Ungarn, dem Kosovo, Polen, der Türkei, Italien, Zypern, Island, Norwegen, Finnland, Russland, Ägypten, Äthiopien, Eritrea, Kamerun, Togo, Senegal, Argentinien, Chile, Iran, Japan, Korea, China, Australien, Kanada und den USA.
Im Superkunstjahr 2017, in dem Documenta, die Biennale von Venedig und die Skulptur Projekte Münster zusammenfallen, setzt Birgit Jensen mit ihrem Projekt einen Akzent in der Provinz, der sich – so die Künstlerin – möglicherweise inhaltlich mit der vielbeachteten Konkurrenz messen lassen könne. „Das Künstler Gut Loitz e. V. ist ein utopischer Ort mit viel Platz, wo Künstler ohne viel Ablenkung zusammenkommen können. Hier ist eine ganz andere Konzentration möglich als in Düsseldorf oder Berlin.“
Künstler Gut Loitz e. V. wurde 2013 von Künstlern und Kunsthistorikern zur Förderung des soziokulturellen Engagements gegründet. Der Vereinssitz ist das ehemalige Reitertouristikheim Gut Loitz. Der Fokus des Vereins liegt auf der Etablierung von Kunst und Kultur zur Stärkung des Gemeinsinns. Der Verein fördert temporäre Ausstellungen auf der Grundlage partizipatorischer Projekte.